Ich biete Barhufbearbeitung in Anlehnung an die Prinzipien von Natural Hoof Care.
Mein eigenes früheres Pferd hat mich mich von der Philosophie überzeugt, ein Pferd wann immer möglich unbeschlagen laufen zu lassen, und er hat mir gezeigt, dass der Satz "Der kann nicht ohne Eisen laufen!" oft viel zu schnell fällt.
Mein Haflinger hatte eine starke Fehlstellung und schwere Krongelenksarthrose ,und ich habe alles bezahlt, was die Schmiedekunst hergab, um ihn beschwerdefrei zu halten: alle 5-6 Wochen umbeschlagen mit Spezialeisen, mit Polsterplatten und extra leichtem Polstermaterial - bis das Pferd nicht mehr lief. Trotz allem.
Eine Huforthopädin wagte mit uns den Schritt in ein Leben ohne Hufbeschlag, und trotz des sehr schlechten Röntgenbefundes konnte mein Pferd noch einige Jahre lahmfrei leben und sogar wieder geritten werden. Die Tierärzte waren überrascht über die Diskrepanz zwischen klinischem Bild und den arthrotischen Veränderungen auf den Röntgenbildern.
Die allermeisten Pferde können unbeschlagen leben und geritten werden, wenn ein paar Voraussetzungen erfüllt sind.
Wissenswertes zum Barhuflaufen
Bewegung: Pferde sind Lauftiere, Fernwanderwild, um genau zu sein, und die physiologische Funktion der Hornkapsel ist zwingend abhängig davon, dass das Pferd sich täglich mehrere Kilometer bewegt. Pferde, die den überwiegenden oder einen großen Teil ihres Lebens in einer Box oder in kleinen Offenställen verbringen, bewegen sich wenig. Selbst ein großzügiger Offenstall oder Paddock ist kein Garant für genug Bewegung - ohne Anreiz stehen viele Pferde trotz Platzangebot zu viel herum. Ein GPS-Tracker gibt Aufschluss darüber, wieviel ein Pferd pro Tag tatsächlich läuft. Solche Geräte kann man für wenig Geld mieten. Bei einem Mangel an Bewegung fehlt oft der Wachstumsreiz, belastbares Horn guter Qualität auszubilden, außerdem begünstigt Bewegungsmangel Stoffwechselentgleisungen wie EMS (Equines Metabolisches Syndrom) und Übergewicht. Beides kann sich fatal auf die Hufkapsel auswirken Ein Mangel an Bewegung bedeutet wenig Bewegung in der Hornkapsel, schlechtere Durchblutung und zu wenig natürlichen Abrieb. Enge Hufe, schwache Strahlpolster und Strahlfäule sind typische Folgen. Dazu kommt, dass langes Stehen in Mist und Urin das Horn aufweicht und schwächt. Fäulnisprozesse wie Strahlfäule werden begünstigt und sind oft nicht befriedigend zu behandeln. Auch solche Pferde können barhuf bleiben, aber teilweise nur auf weichem oder ebenem Boden ohne Hufschutz problemlos laufen und die Hufe brauchen manchmal viel Aufmerksamkeit.
Untergrund: Pferde brauchen unterschiedliche Reize auf Weide und Auslauf, um auf ebenso unterschiedlichen Böden komfortabel laufen zu können. Ein Pferd, das 23 Stunden seines Tages in weichem Sand und auf Wiesen läuft, wird nur in seltenen Fällen ohne Hufschutz problemlos über Schotterwege und lange Asphaltstrecken zu reiten sein, das Horn wird zu weich sein, die Hufform oft ungünstig, und schon kleine Steinchen können das Empfinden des Pferdes stören.
Fütterung und Haltung: Der Stoffwechsel hat einen großen Einfluss auf die Hufqualität. Übergewicht begünstigt verbogene Wände und Hufrehe und ist unbedingt zu vemreide. Sowohl Mangelversorgung wie auch ein entgleister Stoffwechsel durch Überfütterung, falsche Fütterung oder Krankheit gehen zu Lasten der Hornqualität und Belastbarkeit des Hufs. Pferde sollten kontinuierlich mit bestem Grundfutter (Heu, Gras) versorgt werden bei Fresspausen von maximal vier Stunden und Kraftfutter nur in der erforderlichen Menge erhalten. Ein durchschnittliches Freizeitpferd, das ein paar Mal pro Woche eine Stunde in allen drei Gangarten in der Bahn oder im Gelände bewegt wird, verrichtet nur selten mehr als "leichte Arbeit" - der Bedarf an Kraftfutter liegt dann nur minimal über dem Erhaltungsbedarf. Oft wird die Arbeitsbelastung überschätzt. Zu dünne, unterversorgte Pferde fressen fast immer zu wenig gutes Heu - sei es, weil zu wenig angeboten wird, weil sie aus Stress oder Krankheit nicht mehr fressen wollen oder können, weil sie sich an Stroh "satt" fressen oder weil sie Probleme mit den Zähnen haben. Große Mengen Kraftfutter schaffen dann andere Probleme. Eine Überversorgung z.B. mit Selen kann dazu führen, dass Schwefel nicht ausreichend für die Hornproduktion zur Verfügung steht. Die Folgen können Defekte im Horn sein, Rissbildung und Fäulnisherde in Wand, Lamellenschicht und Strahl.
Individuelle Veranlagung, Aufzucht: Pferde werden leider seit langer Zeit nicht mehr unbedingt auf eine ungeschützt belastbare Hornkapsel selektiert. Dazu kommt, dass schon die Aufzucht junger Pferde nicht immer ideal ist. Was für ein ausgewachsenes Pferd hinsichtliche Haltung und Fütterung gilt, gilt für ein Pferd im Wachstum erst recht. Bewegen sich Jungpferde zu wenig und auf einseitigem Untergrund oder werden sie für die Nutzung im Sport zu früh (und falsch) beschlagen, kann das dauerhafte Folgen haben. Wir müssen uns also manchmal mit Pferden auseinandersetzen mit Hufen, die zu klein sind für ihr Körpergewicht, die schief wachsen wollen, die breiter, kleiner, flacher, enger sind, als gut für sie wäre. Das heißt nicht, dass sie für immer einen Beschlag brauchen, aber man wird dann vielleicht auf die Belastbarkeit Rücksicht nehmen müssen.
Hufpflege: Während einige Pferde, die auf sehr großen Flächen mit viel Bewegungsanreiz und unterschiedlichem Terrain leben, bei denen sich ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und Abnutzung einstellt, die optimal gefüttert werden und mit gesunden, geraden Gliedmaßen gesegnet sind, die ihre Hufe gleichmäßig belasten und abnutzen, oft praktisch keine Hufpflege brauchen, müssen wir bei jeder Abweichung vom Ideal mehr oder weniger häufig die Hufe korrigieren. Abstände zwischen vier und sechs Wochen sind anzustreben, um bestehende Probleme zu beseitigen oder künftige zu verhindern, im Einzellfall (pathologische Hufzustände, Hufrehe...) können häufigere, dafür kleinere Korrekturen angezeigt sein. Aufgabe des Besitzers ist es, sorgfältig die tägliche Hufpflege zu gewährleisten. Dazu gehören die gründliche Reinigung der Hufe, die Kontrolle auf Verletzungen und Fremdkörper und das Wahrnehmen von Schmerzen oder Gangveränderungen. Im Zweifel ist immer ein Tierarzt oder Hufbearbeiter zu konsultieren. Infektionen mit Pilzen und Bakterien in Strahl, Lamellenschicht und Wand sind keine "Schönheitsfehler! Sie erfordern umfassende und regelmäßige Hygienemaßnahmen.
Rücksichtnahme: Ein Barhufpferd braucht Umsicht. Manche Pferde brauchen in der Umstellungszeit vom Beschlag (die mehrere Monate dauern kann) oder auch dauerhaft auf manchen Untergründen Hufschuhe, und die Belastung muss der Belastbarkeit der Hufe angepasst sein. Stundenlang in allen Gangarten über alle Böden reiten zu können ist ein wünschenswertes Ziel, aber nicht mit jedem Pferd erreichbar. Manche Hufprobleme erfordern deutliche Korrekturen, nach denen das Pferd Hufschuhe oder einen anderen Hufschutz benötigt, vor allem, wenn es auf steinigem Boden laufen soll. Und selbst ein Pferd, das im Alltag problemlos über alle Böden läuft, kann einen Hufschutz benötigen, wenn es etwa auf einen Wander- oder Distanzritt gehen soll. Einige Pferde sind empfindlicher als andere - so gehen einige Pferde trotz guter Hufsubstanz und -form auf steinigen Wegen fühlig, während andere selbst mit flachen, dünnen Sohlen oder verbogenen Hufwänden über Schotterstrecken marschieren, ohne mit der Wimper zu zucken.
Fühligkeit: Der Huf ist beweglich und dadurch in der Lage, sich in begrenztem Maß an Unebenheiten im Boden anzupassen. Diese Fähigkeit mindert die Belastung der Gelenke - bei starrem Beschlag wird jedes Verkippen des Hufs ungeschützt an die Gelenke weitergegeben und kann zu Verletzungen und vorzeitigem Verschleiß führen. Da die Gelenke im Gegensatz zum Huf kein "Warnsignal" senden, muss man umsichtig mit der Tatsache umgehen, dass starr beschlagene Pferde oft sofort munter über jeden Weg stiefeln: der Huf ist ein Tastorgan und es ist daher natürlich und gesund für Pferde, sehr ungünstigen Untergrund gegebenenfalls zu meiden. Regelmäßiges, vor allem schnelles Reiten über groben Schotter oder häufiges, langes Traben oder Galoppieren über Asphalt bleibt schädlich für Pferde, auch wenn sie es durch Beschlag oder anderen Hufschutz nicht mehr rückmelden. Nicht jedes Pferd wird ein "gravel cruncher", unter normalen Umständen sollte ein Barhufpferd aber weder auf Beton/Asphalt noch auf Sand, Wald- oder Wiesenwegen fühlig gehen, auch nicht direkt nach der Hufbearbeitung - es sei denn, es gibt dafür einen triftigen Grund.